Geno- und Phänotypen

AATM ist bedingt durch eine Mutation im SERPINA1-Gen (Serin-Protease-Inhibitor-A1-Gen). Abhängig vom Genotyp können AAT-Serumspiegel und Emphysem-Risiko unterschiedlich hoch sein.

Das AAT-Molekül wird von dem auf Chromosom 14 gelegenen SERPINA1-Gen kodiert. Von diesem Genlocus sind über 500 Allele bekannt, viele davon jedoch noch nicht bestätigt.[1]

Zu den häufigsten AATM-Allelen gehören PiZ und PiS (Pi = Proteasen-Inhibitor), wobei PiZZ der häufigste pathologische Genotyp ist und das höchste Risiko einer klinischen Manifestation aufweist.[2]

Bereits wenn eines der beiden Allele mutiert ist, kann der Betroffene unter einem mäßigen Mangel an AAT leiden.[3] Kommen weitere Risikofaktoren hinzu (insbesondere Rauchen), kann sich das Lungenemphysem-Risiko erhöhen. In Abwesenheit zusätzlicher Risikofaktoren zeigen sich bei Personen mit nur einem mutierten Allel im Allgemeinen keine klinischen Manifestationen, ihre AAT-Spiegel liegen im niedrig-normalen Bereich.[2,4]

Die Abbildung zeigt eine übliche Kombination verschiedener Methoden zur umfassenden Diagnostik des AATM.[4]

AAT-Nomenklatur

Die Antitrypsin-Nomenklatur verwendet Buchstaben, mit denen die Migrationsgeschwindigkeiten der verschiedenen AAT-Varianten in der Gelelektrophorese beschrieben werden.[1] 

M Allel

Normale, gesunde Variante, hohe Migrationsgeschwindigkeit

S- und Z Allel

Häufigste, defiziente Varianten, niedrigere Migrationsgeschwindigkeit

Null-Allel

Sehr selten, produziert keinerlei mit Routinemethoden nachweisbares AAT und kann nicht phänotypisiert werden

Einfluss der Genvarianten auf den AAT-Spiegel

Mehr als 30 genetische Varianten des SERPINA1-Gens beeinflussen die Höhe des AAT-Serumspiegels oder die Funktion des Moleküls in vivo und führen so zu klinischen Manifestationen.[2]

PiMM

Findet sich bei gesunden Menschen und geht mit normalen AAT-Serumspiegeln einher.[5]

PiMS

Führt zu einem leichten Abfall von AAT (80 % Expression) mit minimalem Risiko für AATM.[5]

PiSS und PiMZ

Weisen ein potenzielles, geringes Risiko für AATM auf.[5]

PiSZ

Hat ein erhöhtes Risiko für AATM und Emphysem mit nur 40 % der normalen AAT-Expression.[5]

PiZZ

Ist der häufigste pathologische Genotyp, der zu einem schweren Mangel an AAT (ca. 15 % der normalen AAT-Expression) mit einem erhöhten Emphysem-Risiko führt. 95 % aller als klinisch relevant identifizierten Fälle weisen den Genotyp PiZZ auf.[2,5]

Null-Variante (Q0)

Es existieren verschiedene Null-Allele, die jedoch alle sehr selten sind. Sie gehen in der Regel mit einem höheren Emphysem-Risiko und sehr schweren Verlaufsformen der Erkrankung einher.[6]

Prävalenz der Genotypen

Untersuchungen aus 65 Ländern mit über 190.000 Probanden ergaben eine geschätzte Zahl von ca. 253.000 Individuen mit PiZZ-Genotyp weltweit. Die überwiegende Mehrheit dieser Menschen lebt in Europa und den USA.[5]

  • Europa: etwa 119.600 Individuen mit PiZZ-Genotyp, davon die meisten in Deutschland (knapp 21.000), Frankreich (ca. 17.000), Iberische Halbinsel (gut 19.000), Großbritannien (ca. 13.000), Italien (gut 10.000)
  • Amerika: etwa 91.500 Individuen mit PiZZ-Genotyp, davon die meisten in den USA (ca. 70.000)
  • Afrika: knapp 4.000 Individuen mit PiZZ-Genotyp
  • Asien: gut 32.000 Individuen mit PiZZ-Genotyp
  • Australien: ca. 4.000 Individuen mit PiZZ-Genotyp

Referenzen

[1] Brebner JA, Stockley RA. Recent advances in α‑1-antitrypsin deficiency-related lung disease. Exp Rev Resp Med. 2013;7:213‑30. 

[2] Dickens JA, Lomas DA. Why has it been so difficult to prove the efficacy of alpha-1-antitrypsin replacement therapy? Insights from the study of disease pathogenesis. Drug Des Devel Ther. 2011;5:391‑405.

[3] Ferrarotti I, Thun GA, Zorzetto M, et al. Serum levels and genotype distribution of α1-antitrypsin in the general population. Thorax. 2012;67:669‑74. 

[4] Ranes J, Stoller JK. A review of alpha‑1 antitrypsin deficiency. Semin Respir Crit Care Med. 2005;26:154‑66. 

[5] Blanco I, Bueno P, Diego I, et al. Alpha‑1 antitrypsin Pi*Z gene frequency and Pi*ZZ genotype numbers worldwide: an update. Int J Chron Obstruct Pulmon Dis. 2017;12:561‑569. 

[6] Strnad P, Brantly ML, Bals R. α1-Antitrypsin Deficiency. European Respiratory Society 2019. Monograph, B85.